In aller Freundschaft

Sicherlich war die lange Pause zwischen den Spielzeiten mit ein Grund dafür, dass es in unseren Kreisen (und das bezieht euch mit ein) etwas ruhiger um unsere Freunde aus dem schönen Ries geworden zu sein schien. Nun, damit ist jetzt zumindest Schluss!

Als regelmäßiger Besucher der Spiele von Science City Jena und begierig interessierte Leserschaft unserer Erzeugnisse muss ich euch nicht zum X-ten Mal über den grandiosen TSV 1861 Nördlingen und seine großartigen Fans, den Ultras Nördlingen´96 aufklären. So wisst ihr, dass dieser Verein letzte Saison im Viertelfinale der Pro B-Play-Offs gegen Schwelm scheiterte und somit das Motto der aktuellen Saison nur lauten kann: „Alle guten Dinge sind 3!“ (Womit NICHT die Liga gemeint ist!)

Jetzt lechzt ihr sicher schon nach den aktuellsten Neuigkeiten und ich will euch auch nicht länger hinhalten.

Zur Lage des TSV 1861 Nördlingen:

Nach der Auswärts-Auftakt-Niederlage in Hanau (76:61), folgte in Röhndorf ein mächtig knapper 72:73 – Sieg. Am dritten Spieltag erfolgte auch endlich die Heimspielpremiere der Saison. Diese konnte fulminant mit 98 zu 83 gegen Lich gewonnen werden.

Gegenwärtig (kurz vor dem 5.Spieltag) findet sich der TSV auf Platz 7 einer (noch) sehr engen Pro B-Süd-Tabelle wieder. Als nächstes gilt es für den TSV dann die Dresdner nieder zu ringen. (Welche dieses Wochenende den einzig ebenfalls noch ungeschlagenem Team aus Hanau einen Besuch abstatten müssen.) Wenn du also in Dresden dabei sein möchtest, unsere Freunde zu unterstützen, um damit einen würdigen Verein aus den Niederungen der dritten Liga heraus zu Supporten, dann bist du hiermit recht herzlich eingeladen uns zu begleiten. Am besten gleich anmelden unter: auswärts@sprungball-ultras.de (Stichwort: TSV)

Zur Lage der Ultras Nördlingen 1996:

Da hilft kein Tagträumen, noch Augenwischerei - die Lage ist ernst! Die Geschichte um die Berg- und Tal- Fahrt des Vereins sollte hinreichend bekannt sein. Da sie aber auch wesentlich für das Verständnis der Gruppenentwicklung ist, erfolgt hier noch einmal eine kurze Geschichtsstunde der letzten Jahre:

  • Saison 07/08 – Nördlingen wird erster Meister der neuformierten eingleisigen Pro A & steigt in die BBL auf.

  • Saison 08/09 – der BBL-Klassenerhalt wird knapp geschafft, aber freiwillig darauf verzichtet.

  • Saison 09/10 – zurück in der Pro A läuft irgendwie nichts mehr richtig zusammen, zum Schluss belegt der TSV einen Abstiegsplatz, doch anstatt für die Pro B wird sich für einen „Neustart“ in der Regionalliga Süd-Ost entschieden.

  • Saison 10/11 – der Neustart glückte überragend, mit der gewonnenen Regionalliga Süd-Ost Meisterschaft erfolgte der Aufstieg in die Pro B-Süd.

  • Saison 11/12 – der TSV erreicht leicht überraschend die Aufstiegs Play-Offs und scheitert dort knapp im Viertelfinale an Vechta.

  • Saison 12/13 – zum ersten Mal seit Jahren befindet sich der TSV zwei Jahre infolge in der gleichen Liga wieder, das gesetzte Ziel, die Aufstiegs Play-Offs werden erreicht, allerdings erfolgt abermals im Viertelfinale das Aus, diesmal, wie oben schon zu lesen war gegen Schwelm.

  • Saison 13/14 – nun droht der einstmals so erfolgreiche Traditionsverein in den Tristesse der Pro B Niederung zu versauern, dies macht sich insbesondere bei Zuschauerzahlen und mehr noch bei den aktiven Fans bemerkbar...

Die Gespräche zwischen unseren Gruppen drehte sich nicht nur zuletzt auch immer über die Anzahl aktiver Mitglieder. Wo wir hier in Jena diesbezüglich immer mal wieder von Aufwind sprechen können, flaute es in Nördlingen nach und nach ab. Nachwuchs in Form von jungen motivierten Menschen, ist bei dem stark begrenzten Einzugsbereich nicht in Sicht. Stattdessen muss die Gruppe (ähnlich unserer) versuchen Arbeits-, Studien-, Lebensentwicklungsbedingte Weggänge zu kompensieren. Dennoch war und ist es absolut überragend, dass sie trotz aller Widrigkeiten zu jedem Heimspiel eine Choreographie anfertigen und zu allen Auswärtsspielen mindestens eine kleine Support-Crew zusammen bekommen und auch stets bemüht sind bei Auswärtsspielen Highlights zu setzen. Darüber hinaus schafften sie zu jedem unserer Auswärtsspiele (mit Ausnahme des nördlich gelegenen Magdeburg) eine kleine Freundschafts-Abordnung zu unserer und damit auch zur Unterstützung unserer Mannschaft zu entsenden. Im Übrigen: die Chance bei unserem Gastspiel in Heidelberg wieder ein paar Nördlinger im Gästeblock zu entdecken stehen nicht schlecht, also melde dich am besten gleich für diese Auswärtsfahrt an und sieh selber nach!

Doch zurück zur Situation innerhalb der UN´96. Wer deren Arbeiten noch nicht kennt, dem empfehle ich wärmstens einen Blick auf deren Online-Präsenz - www.un96.de

Dort könnt ihr euch durch eine gigantische Bilderflut klicken. Sauber geordnet nach Spielzeiten und Spielen könnt ihr einen Eindruck gewinnen, was da mitunter nur 5 Personen in ihrer Freizeit Woche für Woche unter der Woche :) auf die Beine gestellt bekommen und malen, schneiden, kleben. Erst beim letzten Heimspiel wurde ein überdimensionierter Zeitungsartikel präsentiert & wie unschwer auf den Bildern zu erkennen ist, ist jedes Wort auf dieser Zeitung/in diesem Artikel leserlich. Ich sage euch, eine Sisyphusarbeit.

Doch geht es leider nicht nur um nachlassende Motivationen und/oder Mangel an Helfern. Auch die Stimmung war Mal deutlich besser. Galten die Fans aus dem Ries in ihrer BBL-Saison noch als besonders Reisefreudig (nicht selten 1 bis 2 Busladungen), flaute diese Reisebegeisterung sehr stark mit der sportlichen Attraktivität in der kommenden Saison ab. Lediglich den Leuten der UN´96 schienen die „ewigen Niederlagen“ bei unattraktiven Gegnern nicht die Laune zu verderben zu können. Sie bemühten sich aus jeder Fahrt etwas Aufregendes zu machen und suchten sich ihre persönlichen Highlights (auch Abseits des eigentlichen Spiels). Etwas das sicherlich beinahe jede Gruppe (die schon einige Spielzeiten auf den Buckel hat) kennt. Dafür lief es daheim in der Hermann-Kessler-Halle noch einigermaßen. In der BBL-Saison musste Auflagen-& Nachfragebedingt hinter dem Korb eine zusätzliche Stahlrohrtribüne errichtet werden. Von und mit jener heizten die Ultras Nördlingen das heimische Publikum zu einem wahren Hexenkessel an. (Aus dieser Zeit stammt auch noch der Titel des eigenen Spieltag Flyers/Kurvenblattes „Hexenkesselnews“.) Auch wenn diese besondere Enge und die Menschenmassen wegfielen, sodass kein vergleichbarer Support möglich war, war die Stimmung im Ries noch eine ganze Weile außergewöhnlich gut. Natürlich waren die Faktoren, dass die Nördlinger in der Regionalliga Süd-Ost gegen viele Orte aus der (weiteren) Nachbarschaft spielten und diese zumeist dann auch klar besiegten, sehr hilfreich. Doch mit der unsäglichen Pro B Süd kamen plötzlich Teams aus Orten die viele (vermutlich aus Unkenntnis) für nicht interessant hielten und welche aber auch keine eigenen Fanszenen besaßen/besitzen. Schließlich können so ein paar Gästefans mitunter den Ausschlag für manchen Heimfan geben, sich doch an der eigenen Stimmung zu beteiligen. (Wer häufiger mit Jena unterwegs ist, wird wissen, wovon die Rede ist.) Doch so wurden die Ultras Nördlingen 1996 immer weiter isoliert. Immer seltener gelang es den Rest der Halle und mitunter gar den eigenen Block zu animieren.

Während zuhause dennoch die Devise galt, möglichst Spielbezogen und sehr klassisch („Defense“ – Rufe) zu Supporten, wurde auswärts mehr und spielunabhängiger gesungen (wobei „Defense“ – Rufe stark beschränkt vorkamen). Auch innerhalb der UN´96 wurden Stimmen laut, auch daheim darauf zu verzichten und sich über vier Viertel dem restlichen Publikum anzubiedern, bloß weil dieses es (nur) so kennt. Und lediglich für die Aussicht darauf, dass die träge Masse kurz vor Spielende doch noch in den Support einfallen möchte. Dem entgegen stand und steht natürlich der Anspruch an das eigene Team aber bestmöglich zu unterstützen. Dies gelingt mit einer Vielzahl (halblauter) Stimmen selbstredend besser, als mit einem Dutzend heißer gesungenen Kehlen.

So trafen sich die aktiven Jungs und Mädels im Vorfeld dieser Saison, um darüber zu beraten, wie und ob es überhaupt mit der Gruppe und damit der Fankultur in Nördlingen weitergehen soll. Sah es zu diesem Zeitpunkt noch so aus, als gäbe es lediglich die Wahl zwischen einem Abgang nach der Saison mit Würde oder einem langsamen irgendwann „Ausplätschern“ lassen (was vermutlich viel Frust mit sich bringen würde, das zurückbleiben der eigenen gewünschten Ansprüche auf unbestimmte Zeit zerrt an einem, und gleichzeitig der „Druck“ irgendwie trotzdem bei jedem Spiel sein zu müssen), so weckte diese Ehrliche Reflektion erneut die Ursprungsmotivation der Beteiligten. Am Ende stand der Plan, sich nochmals zusammen zu raufen & nach der aktuellen Hinrunde erneut zu reflektieren, inwiefern dieser Weckruf bestand hatte, oder ob es nur zu einem kurzen „Hallo-Wach“ reichen soll.

Ich persönlich, aber auch alle Personen aus der SUJ (und Umfeld) hoffen natürlich das Beste für unsere Freunde. Nicht nur die Fanszene in Deutschland würde einen Entscheidenden Teil verlieren, auch menschlich schmerzt es uns tief. Selbst als (im Vergleich dazu junge) aktive Fans kennen wir so manche Frust- und Spannungsquelle selbst, aber ebenso auch die Leidenschaft die jeden einzelnen dazu antreibt, sich mit voller Hingabe rund um die Uhr für den Verein zu beschäftigen. Für uns ist es nur sehr schwer vorstellbar, diese Liebe plötzlich (mehr oder weniger) ruhen zu lassen. Darum wünschen wir euch ehrlich, dass ihr zu neuen Kräften gelangt und nächste Saison dann endlich wieder mit uns in der Pro A auf Korb- und Punktejagd geht.

Ganz gleich was die Zukunft bringt, die persönlichen Kontakte und Freundschaften werden (mit Sicherheit) bestehen bleiben. Ihr kennt es aus all meinen Berichten, mein Schwärmen für die nicht in Worte zu fassende Herzlichkeit & Gastfreundschaft, welche mich stets empfing und meist über meinen Besuch hinaus noch begleitete. Ungezählte Freundschaftsbesuche und viele Nächte habe ich mittlerweile im schönsten Ries der Welt verbracht (und in einigen bin ich auch tatsächlich zum Schlafen gekommen) und dennoch bin ich jedes Mal aufs Neue von der Freundlichkeit und Wärme begeistert, mit der ich dort stets überwältigt wurde. Nicht nur deswegen freue ich mich schon jetzt auf meine nächsten Besuche in Nördlingen.

© LordChaos, Sprungball Ultras Jena (Oktober 2013)

(Bilder wurden nachträglich von UNs in den Artikel eingefügt)

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